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Wie wir die Flucht und das Ankommen erlebt haben und einen Schulplatz für meine Tochter fanden

Eine 5-köpfige Familie sitzt auf einer Holzbank. Im Hintergrund sind verschwommen Bäume und grüne Blätter zu sehen. Der Vater sitzt in der Mitte. Er hat seinen beiden Arme um seine Kinder gelegt. Links sitzen die kleinsten. Es sind zwei Jungen. Der kleine Junge direkt neben ihm umarmt seinen Vater. Links sitzen die älteren beiden Kinder. Ein Mädchen und ein Junge. Der Junge lehnt sich an das Mädchen.

2015 floh Ahmed vor dem Krieg in Syrien. Er kam über die Balkan·route nach Deutschland. 15 Monate später kam seine Familie nach. Ahmed erzählt uns von seiner Flucht. Und wie die Familie in Deutschland ankam. Seine Tochter hat hier eine gute ärztliche Betreuung. Sie geht auf eine inklusive Schule.


Ahmed, 33 Jahre, 4 Kinder

Eure Tochter hat eine Beeinträchtigung.
Wann und wie habt ihr davon erfahren?

Wir wussten es seit ihrer Geburt.

Ihre Entwicklung war von Anfang an ver­zögert.

Sie war immer schon auffällig klein.

Vor allem ihr Kopf.

In Damaskus und in Aleppo waren wir bei vielen Ärzten.

Sie untersuchten unsere Tochter.

Aber niemand konnte uns eine Diagnose geben.

Und niemand sagte uns, was wir tun können.

Dann ging es um eine mögliche Operation.

Wir haben uns dagegen entschieden.

Die ­Chancen auf Erfolg waren viel zu gering.

Habt ihr Unterstützung beansprucht?

Vom Staat gab es keine Unterstützung.

Alle Unter­suchungen haben wir selbst bezahlt.

Auch die Medikamente.

Therapien wurden uns gar nicht angeboten.

Aber es gab in Syrien sowieso keine Kranken·versicherung,

die uns unterstützt hätte.

Wie seid ihr nach Deutschland gekommen?

Der Krieg in Syrien wurde immer schlimmer.

Die Versorgung war sehr schlecht.

Nichts funktionierte mehr im Land.

Also haben wir entschieden, dass ich vorgehe.

Meine Fa­milie sollte nachkommen.

Mit 4 kleinen Kindern wäre die Reise zu gefährlich gewesen.


Erst bin ich in die Türkei gegangen.

Von dort floh ich über das Meer nach Griechenland.

Dann nahm ich die Balkanroute nach Deutschland.

An den Grenzen war es sehr gefährlich.

Auch die Bootsfahrt nach Griechenland war furchtbar.

Das Boot war nur für 25 Menschen zugelassen.

Wir waren aber 50.

Der Platz reichte nicht für uns alle.

Ich kniete die ganze Zeit am Rand.

Und ich versuchte, mich festzuhalten.

Da ich Rettungs·schwimmer bin,

gab ich meine Rettungs·weste einer anderen Person.

Ich ver­suchte, die Menschen zu be­ruhigen.

Fast 4 Stunden waren wir auf dem Boot.

Zum Glück ging alles gut!


Ich war 15 Monate in Deutschland.

Dann konnte meine Familie nachkommen.

Das war eine lange Zeit!

Aber ich kenne auch andere Familien.

Bei ihnen dauerte es 4 oder 5 Jahre.

Der Kopf und Oberkörper eines Mannes. Er trägt Bart und lächelt. Er hat ein schwarzes Basecap auf. Dazu trägt er ein Jeanshemd. Diagonal über seiner Schulter ist ein schwarzer Tragegurt. Vermutlich von einer Tasche.
Ahmed: Anderen Eltern möchte ich raten, Deutsch zu lernen. Mir hat es sehr geholfen. Ich kann selbstständiger handeln. Ich kann mich besser für meine Rechte einsetzen und sie vertreten. Meine Sprachkenntnisse haben mich unabhängiger gemacht. Das gibt mir Mut und Kraft.

Wie wird eure Tochter in Deutschland ärztlich betreut?

Jedes Jahr wird ein MRT gemacht.

Weil sie einen erhöhten Druck in ihrem Kopf hat.

1 bis 2 Mal im Monat hat sie starke Kopfschmerzen.

Bis jetzt wurde der Grund dafür nicht gefunden.

Darum gibt es auch keine Behandlung oder Lösung.

Die ärztliche Versorgung ist hier sehr gut.

Aber manchmal verstehen wir etwas nicht.

Wir haben Fragen.

Darum haben wir uns Unterstützung gesucht.

In einer Beratungs·stelle haben wir erfahren, welche Möglichkeiten wir haben.

Eure Tochter geht bereits in die 4. Klasse.
Was war euch bei der Auswahl der Schule wichtig?

Unsere Tochter braucht Unterstützung.

Wegen ihrer Lern·beeinträchtigung.

Von Anfang an wollten wir eine Schule für sie, die Erfahrung mit Inklusion hat.

Die haben wir auch gefunden.

In ihrer Schule lernen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam.

Dort bekommt unsere Tochter im Unterricht zusätzliche Unterstützung.

Die braucht sie auch.

Ich glaube, sie kann durch die Förderung vieles erreichen.

Und später kann sie einen Beruf erlernen, der sie interessiert.

Welche Schul·formen gibt es?

Kinder und Jugendliche haben das Recht, gemeinsam zur Schule zu gehen.

Egal, ob sie Schülerinnen und Schüler mit oder ohne Behinderung sind.

Die Schulen müssen dafür barriere·frei sein.

Außerdem müssen sie genug Fachkräfte haben.

Nur dann können die Schülerinnen und Schüler gut gefördert werden.


Es gibt aber auch andere Schulen.

An denen haben alle Schülerinnen und Schüler eine Behinderung.

Eltern haben die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten.

Für manche Behinderungen gibt es eigene Schulen.

Zum Beispiel die Schule mit Förder·schwerpunkt Lernen.

Sie ist für Schülerinnen und Schüler mit einer Lern·beeinträchtigung.

Hier finden Sie weitere Informationen

Bevor Sie sich für eine Schul·form entscheiden, sollten Sie Schulen kennenlernen.

Zum Beispiel am Tag der offenen Tür.

Diesen Tag der offenen Tür bieten viele Schulen an.

An diesem Tag können Eltern und ihre Kinder gemeinsam eine Schule besuchen.

Sie dürfen sich alles anschauen und auch mit Lehrern und Lehrerinnen sprechen.

Fragen Sie in den Schulen nach, wann die Termine sind.

Und sprechen Sie mit der Beratungs·stelle in Ihrer Nähe.