Gute medizinische Betreuung und Beratung sind wichtig. Doch vielen Eltern fällt es schwer, sie zu bekommen. Nilüfer Sever erzählt uns von ihrer Tochter Kayra. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Vor welchen Hindernissen haben sie gestanden? Und wie sind sie damit umgegangen?
Nilüfer Sever, 44 Jahre
Bora Sever, 44 Jahre
Tochter Lara, 12 Jahre
Tochter Kayra, 9 Jahre
Tochter Lina, 3 Jahre
Meine Schwangerschaft verlief wunderbar.
Aber bei der Geburt gab es Probleme.
Ich bin ins Krankenhaus gegangen.
Dort habe ich mehrere Stunden auf eine Behandlung warten müssen.
Schließlich kam Kayra per Not·kaiserschnitt zur Welt.
Doch da war sie schon mehrere Stunden ohne Sauerstoff gewesen.
Sie musste wiederbelebt werden.
Dann kam sie auf die Intensiv·station.
Für mich war das Wichtigste, dass sie lebt.
Die Schläuche und Kabel an ihr sah ich kaum.
Ich wollte nur für sie da sein.
Trotz vieler Untersuchungen haben wir nichts erfahren.
Die Ärzte haben uns die Folgen verschwiegen.
Wir haben aber sehr gedrängt,
bis sie uns schließlich sagten: Das kann alles und nichts sein.
Das war ein großer Schock für uns!
Nach 3 Wochen wurden wir aus dem Krankenhaus entlassen.
Zu Hause war es anfangs sehr schwierig.
Unsere Familie war am Boden zerstört.
Viele Menschen aus meinem Umfeld wandten sich von uns ab.
Es gab viele familiäre Spannungen.
Ich fühlte mich verlassen und einsam.
Nur wenn ich allein war, habe ich meine Trauer zugelassen.
Ich rappelte mich langsam auf.
Ich machte eine Therapie.
In Online-Foren für Eltern suchte ich nach Informationen.
Ich wollte mehr wissen und aktiv werden.
Ich las alles über Möglichkeiten für Unterstützung.
Ich informierte mich über Leistungs·ansprüche.
Und ich suchte nach Freizeit·angeboten für uns und unsere Tochter.
Das Krankenhaus schickte uns zu unserem Kinderarzt.
Und wir wurden zum SPZ geschickt.
Das ist das Sozial·pädiatrische Zentrum.
Dort wurde Kayra allerdings nur beobachtet.
Ich hätte mir gewünscht, dass wir sofort mit Therapien gestartet hätten.
Aber die haben erst später begonnen.
Da war Kayra schon 6 Monate alt.
Dann bekam Kayra epileptische Anfälle.
Epilepsie ist eine Erkrankung im Gehirn.
Es gibt manchmal ganz viele Signale ab, sodass es zu Krämpfen kommt.
Durch Zufall hörte ich von einem Facharzt für Kinder- und Jugend·medizin.
Er war der Leiter vom Epilepsie·zentrum.
Er sollte besonders gut sein.
Ich setzte mich dafür ein, dass er meine Tochter behandelt.
In Deutschland gibt es die freie Wahl bei Ärzten.
Und mir war es wichtig, dass Kayra die bestmögliche Behandlung bekommt.
Von diesem Arzt erhalten wir bis heute sehr viele Tipps.
Ja. Aber es dauerte mehrere Jahre.
Erst dann waren wir mit der medizinischen Behandlung zufrieden.
Das hat sich jedoch gelohnt.
Oft habe ich mit Ärztinnen und Ärzten gestritten.
Manchmal habe ich mich auch gegen deren Entscheidungen gestellt.
Anfangs dachte ich, das medizinische Personal weiß alles.
Aber ich stellte fest, dass das nicht stimmt.
Ich lernte dazwischen zu gehen,
sobald man mit meiner Tochter nicht richtig umging.
Sie besucht eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.
Davor war sie in einer Integrations·kita.
In der Schule fühlt sie sich sehr wohl.
Sie wird gut gefördert.
Kayras Beziehung zu ihren Geschwistern ist großartig.
Eine Krankenschwester sagte mir ganz zu Anfang:
Vernachlässigen Sie nicht das Geschwister·kind.
Das war ein sehr wertvoller Tipp!
Mein Mann macht jetzt viel mehr.
Er entscheidet mit.
Außerdem unterstützt er mich bei Anträgen.
Zum Beispiel bei der Beantragung von Hilfs.mitteln.
Das ist sehr gut, weil es sehr schwierig und anstrengend ist.
Zum Beispiel gehen wir gemeinsam zu Messen für Rehabilitation.
Dort informieren wir uns über die neuesten Hilfs·mittel.
Wir können uns die Hilfs·mittel auch vorführen lassen.
Fachleute geben uns Tipps und Tricks für die Beantragung.
Auch die Berührungs·ängste gegenüber unserer Tochter
konnten wir gemeinsam abbauen.
Es hat Jahre gedauert,
aber heute steht unsere Familie hinter uns.
Hilfs·mittel ersetzen oder gleichen Beeinträchtigungen aus.
Zum Beispiel, wenn ein Mensch nicht gut oder nicht selbst laufen kann.
Manche Hilfs·mittel stützen, andere geben mehr Halt.
Zum Beispiel ein Rollator oder orthopädische Schuhe.
Auch Hörgeräte und Rollstühle sind Hilfs·mittel.
Oder es gibt auch Hilfs·mittel für Menschen mit Seh·behinderung.
Hilfs·mittel für Kinder verordnet der Kinderarzt oder die Kinderärztin.
Meistens übernehmen die Kranken·kassen dafür die Kosten.
Auch Menschen im Asyl·verfahren können Hilfs·mittel bekommen.
Genauso auch Menschen mit Duldung.
Auch wenn sie noch nicht 36 Monate in Deutschland sind.
Jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln.
In einigen Bundesländern müssen die Hilfs·mittel beim Sozialamt beantragt werden.
Suchen Sie sich Unterstützung.
Zunächst für die Antrags·stellung.
Aber auch, wenn Ihr Antrag abgelehnt wurde.
Dagegen können Sie sich wehren.
Bevor Sie sich für ein Hilfs·mittel entscheiden,
sollten Sie verschiedene Hilfs·mittel ausprobieren.
Beratungen erhalten Sie in Fach·geschäften für Hilfs·mittel oder in Sanitäts·häusern.